Warum ich kämpfe – mein Weg von der Gewalt zum Wandel

Mein Name ist Christoph Rickels, ich bin 38 Jahre alt – und ich weiß, was eine einzige Sekunde der Gewalt anrichten kann. Mit 20 Jahren wurde ich durch einen einzigen Faustschlag schwer verletzt. Der Aufprall meines Kopfes auf den Steinboden beförderte mich für vier Monate ins Koma. Als ich wieder aufwachte, war nichts mehr wie zuvor: Seitdem bin ich schwerbehindert.

Doch statt mich zurückzuziehen, habe ich einen anderen Weg gewählt.

Heute humpel ich – wortwörtlich – durch Schulen, Gefängnisse und andere Einrichtungen, um jungen Menschen die wahren Folgen von Gewalt zu zeigen. Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit echter Geschichte, echtem Schmerz – und echter Hoffnung.

Für mein Engagement durfte ich viele Unterstützer:innen gewinnen: Prominente Persönlichkeiten, Pädagogen, Politiker und tausende Schüler:innen stehen hinter meiner Mission. Ich wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet – bis hin zum Bundesverdienstkreuz.

Aber der größte Lohn ist nicht eine Medaille. Der größte Lohn ist, wenn mir Jugendliche nach einem Vortrag sagen: „Du hast mein Denken verändert.“

Das ist meine Aufgabe. Das ist mein Leben. First-Togetherness ist mein Weg, auf welchem ich das Miteinander cool machen möchte!

Ein einziger Schlag – und alles war anders

Am 29. September 2007 feierte ich in der Diskothek Dinis in Aurich meinen Abschied von zu Hause. Ich stand kurz vor meinem Start bei der Bundeswehr – ein neuer Lebensabschnitt sollte beginnen.

Doch dieser Abend veränderte alles.

Ich spendierte in der Disco einem Mädchen, das ich flüchtig kannte, ein Getränk. Ihr eifersüchtiger und alkoholisierter Freund war darüber offenbar nicht erfreut. Als ich die Disco verließ, rannte er auf mich zu – und schlug mir mit voller Wucht gegen das Kinn. Ich wurde schlagartig bewusstlos. Wehrlos stürzte ich mit dem Gesicht auf den harten Steinboden.

Ich erlitt ein schweres Schädel-Hirn-Trauma mit sechs Hirnblutungen. Die Ärzte versetzten mich in ein künstliches Koma, aus dem ich nicht mehr von allein erwachte. Erst nach zwei Monaten begann das sogenannte Wachkoma, in dem ich weitere zwei Monate verbrachte, bis ich langsam wieder zu mir kam. Mein Zustand war lebensbedrohlich.

Als ich aufwachte, war ich wieder ein Säugling. Ich erkannte nicht einmal meine eigene Mutter. Ich konnte nicht sprechen, nicht laufen, nicht essen. Ich musste alles neu lernen: vom Krankenhausbett in den Rollstuhl, dann mit Rollator, später mit Krücken – bis ich mich langsam ins Leben zurückkämpfte.

Die körperliche Behinderung war schlimm. Aber das Schlimmste war das Gefühl, nicht mehr in die Welt zu passen. Ich war plötzlich allein. Menschen gingen, das Leben ging weiter – aber ich konnte nicht mithalten.

Und als ich endlich wieder klar denken konnte, begann der nächste Kampf: der juristische. Der Täter wurde unter Anwendung von §27 JGG verurteilt, was ihn am Ende straffrei davonkommen ließ. 18 Jahre nach der Tat habe ich beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) Menschenrechtsbeschwerde eingelegt. Denn nach meinem Täter haben mich auch andere zum Opfer gemacht – darunter mein eigener Anwalt und sogar deutsche Gerichte. Bis heute habe ich keinen Frieden gefunden.

Aus der Ohnmacht zur Aufgabe – wie First-Togetherness entstand

Der Wendepunkt kam durch meine Cousine Sarah. Sie bat mich, zu ihr in die achte Schulklasse zu kommen und ihrer Klasse von meinem Schicksal zu berichten. Zu diesem Zeitpunkt ging es mir selbst noch nicht gut. Ich hatte Zweifel: Ich war nicht mehr der coole Typ von früher, sondern der Behinderte. Wie würden die Jugendlichen mit mir umgehen?

Also folgte ich ihrer Bitte. Ich stand vor der Klasse und erzählte meine Geschichte. Die Reaktionen der Lehrer:innen und Schüler:innen waren so ehrlich, so stark und so bestärkend, dass ich wusste: Das ist meine Lebensaufgabe.

Ich begann darüber nachzudenken, daraus ein Projekt zu machen. Ich wollte das Miteinander wieder cool machen. Denn Jugendliche orientieren sich daran, was als cool gilt. Wenn das Miteinander cool ist, wird der Schläger zum Außenseiter.

Ich suchte nach einem Namen – und fand ihn in der Idee eines weltweiten, positiven Vorbilds: First-Togetherness – das erste Miteinander.

Ich ließ die First-Togetherness als gemeinnützige UG eintragen und meldete die deutsche Marke "First-Togetherness" an. Dazu kam die Bildmarke des Herz-Ausrufezeichens – ein sichtbares Symbol für Zusammenhalt.

Heute ist First-Togetherness Kooperationspartner der DFB Sepp-Herberger-Stiftung. Im Projekt „Anstoß für ein neues Leben“ arbeite ich mit Fußballmannschaften in Gefängnissen.

Ich habe auch die Marke „Mit Herz am Ball“ angemeldet – mit einem Fußball im Herzzeichen – und ermögliche so Mannschaften, für Fairplay einzustehen. Und mit „Mit Herz im Sattel“ und dem Geburtshof Gut Sternenmeer setzen wir ein Zeichen gegen Gewalt im Reitsport.

Meine Botschaft

Ich bin kein Held. Ich bin ein Mensch, der überlebt hat – um anderen Mut zu machen.

Ich will zeigen, dass man selbst aus tiefster Dunkelheit eine Kraft entwickeln kann, die Licht für andere spendet. Gewalt zerstört Leben – manchmal in Sekunden. Doch Menschlichkeit kann Leben retten – für immer.

Wir dürfen nie vergessen: Man erntet, was man sät. Lasst uns so zu anderen sein, wie wir es uns von ihnen wünschen.

Wenn wir es schaffen, das Miteinander wieder cool zu machen, dann wird der Schläger zum Außenseiter – und der Mitfühlende zum Vorbild.

Ein Vorbild ist immer der Anfang.

Markenschutz – Für ein starkes Zeichen

Die Botschaft hinter First-Togetherness ist durch offizielle Marken abgesichert:

  • Wortmarke „first-togetherness“ Registernummer: 30 2011 039 116 – Eingetragen am 03.05.2012

  • Bildmarke „Herz mit Punkt“ – Registernummer: 30 2015 064 292 – Eingetragen am 30.03.2016

  • Bildmarke „Mit Herz am Ball“ – Registernummer: 30 2023 112 419 – Eingetragen am 22.09.2023

  • Bildmarke „Mit Herz im Sattel“ – Registernummer: 30 2024 024 145 – Eingetragen am 25.04.2024

Alle Marken werden zur Förderung von Fairness, Menschlichkeit und Gewaltprävention eingesetzt.

Fachlicher Nachweis der Verletzungsfolgen

Die Schwere meiner Verletzungen wurde durch ein unabhängiges Gutachten der Medizinischen Hochschule Hannover belegt. Das Gutachten beschreibt detailliert die Folgen des Schlages, unter anderem multiple Hirnblutungen und ein schweres Schädel-Hirn-Trauma.

Bei Interesse kann das Gutachten auf Anfrage eingesehen werden – für Journalist:innen oder Institutionen, die meine Geschichte unterstützen möchten.

Auszeichnungen & Anerkennungen

Für mein Engagement gegen Gewalt und für mehr Menschlichkeit wurde ich mehrfach ausgezeichnet:

  • Bundesverdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland – verliehen am 30. Oktober 2019 durch den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier

  • Auszeichnung für Zivilcourage – verliehen am 21. September 2012 durch Uwe Schünemann, Niedersächsischer Minister für Inneres und Sport

  • Ernennung zum Botschafter für Demokratie und Toleranz – verliehen im Jahr 2016 durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat sowie das Bundesministerium der Justiz im Rahmen der Initiative „Demokratie leben!“

Diese Auszeichnungen ehren nicht nur meinen persönlichen Weg, sondern stärken auch die Botschaft von First-Togetherness – für ein respektvolles Miteinander in unserer Gesellschaft.